Interview zum 25-jährigen Bestehen von klipp und klar

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So hat alles angefangen…

Gab es einen besonderen Anlass für die Gründung von klipp und klar?

Ruhnau:

ruhnau-2014Also – gegründet hatte ich das Unternehmen ja ursprünglich mal alleine. Ich hatte damals als Angestellte den Wunsch, mich irgendwie zu verändern. Bewerbungen bei anderen Software-Häusern blieben leider erfolglos, so dass letzten Endes die Gründung meines eigenen Unternehmens die Lösung für mich war. Ich bin kurzerhand wieder bei meinen Eltern in mein altes Zimmer unter dem Dach „eingezogen“ und habe dort mein erstes Büro eingerichtet. Die ersten beiden Jahre habe ich alles alleine gemacht. In der Zeit habe ich allerdings ziemlich schnell gemerkt, dass mir der Austausch mit Kollegen fehlte. Außerdem wurden die Aufträge mehr, so dass ich mich nach Unterstützung umschaute.

Radtke:

radtke-2014Als du mich fragtest, ob ich mir vorstellen könnte bei klipp und klar einzusteigen, war ich sofort Feuer und Flamme und wir haben mit den Planungen zur Gründung einer GbR begonnen. Ein neues Büro musste her und so wurde Anfang ’97 aus einer alten Zahnarztpraxis der Firmensitz von klipp und klar. Ich erinnere mich noch gut daran, wie stolz ich auf unser glänzendes Firmenschild war. Für mich war es zunächst schon ein bisschen der Start ins Ungewisse aus dem sicheren Angestelltenverhältnis heraus. Es gab zwar bereits einen Kundenstamm und anstehende Aufträge, aber am Anfang war es vor allem harte Arbeit und der Glaube an uns selbst.

Welche Situationen sind für klipp und klar prägend gewesen?

Ein entscheidender Einschnitt war für uns schon der Entschluss, eine Mitarbeiterin einzustellen. Die Aufträge häuften sich, und wir sind alleine nicht mehr dagegen angekommen.

Stimmt. Aber auf Dauer hat diese Variante aus verschiedenen Gründen für uns nicht so toll funktioniert. Wir haben den Fehler gemacht, jemanden ohne Ausbildung zum Technischen Redakteur einzustellen. Unsere Vorstellung war, dass man das Schreiben von Anleitungen schnell lernen kann, wenn man nur ein gewisses Sprachgefühl und Kenntnis der deutschen Sprache hat. Aber das haben wir völlig unterschätzt, denn dieses Modell hat nicht wirklich gut geklappt. Das hat uns noch einmal ganz, ganz deutlich gezeigt, dass eben doch nicht jeder eine technische Anleitung schreiben kann.

Seitdem arbeiten wir lieber mit Experten aus unserem Netzwerk zusammen, um Auftragsspitzen abzufangen. Das klappt wirklich gut.

Gab es Aufträge, die in irgendeiner Weise besonders waren?

Jedes Produkt, das wir in der Vergangenheit dokumentiert haben, war für sich selbst so interessant, das man eigentlich keines hervorheben kann. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Vielfalt an technischen Geräten und Maschinen es gibt, die dokumentiert werden müssen, angefangen von einem kleinen Kugelhahn bis zu einer medizinischen Software zur Stoma-Dokumentation.

Aber ein paar spezielle Sachen fallen mir doch noch ganz spontan ein. Zum Beispiel das Containerterminal Altenwerder von der HHLA. Das war im Jahr 2002 ein Riesending für uns und wahnsinnig interessant. Wir mussten seinerzeit den kompletten Containerumschlag dokumentieren. Beeindruckend fand ich damals die AGVs. Das sind fahrerlose Transportwagen, die die Container völlig automatisiert von A nach B transportieren. Damals für mich eine echte Neuheit und sehr spannend zu beobachten.

Ja, genau! Mir ist besonders die „Testfahrt“ auf der Brücke hoch oben in der Luft mit Blick auf den gesamten Hamburger Hafen in Erinnerung geblieben. Das werde ich nie vergessen. Zumal ich mich eigentlich auf das Bedienterminal konzentrieren musste, aber ständig mit meiner Höhenangst zu kämpfen hatte.

Oder auch die Dokumentation eines Personalzeiterfassungssystems, die ich über viele Jahre begleitet habe. Hier war das Besondere die Tatsache, dass ich die Doku übernommen hatte, als das Unternehmen anfänglich noch aus etwa 10 Leuten bestand, im Laufe der Zeit aber immer mehr gewachsen ist. Dasselbe galt für das Produkt, da sind immer mehr Module dazugekommen. Am Anfang füllte die Doku noch einen schmalen Leitzordner, am Ende waren es dann fast vier dicke. Es macht einfach Spaß, die Kunden dabei zu unterstützen, immer erfolgreicher zu werden.

Jedes Produkt für sich ist irgendwie anspruchsvoll. Auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht. Wenn man z.B. im Reisebüro sitzt und eine Reise bucht, glaubt man ja gar nicht, was da im Hintergrund alles läuft: Reservierungssysteme, Ticketstraßen, Prüfung verfügbarer Flüge etc. pp. Für jeden einzelnen dieser Prozesse gibt es spezielle Software, die extra dafür entwickelt wurde und natürlich auch dokumentiert werden muss.

Besonders sind natürlich immer die Projekte, deren Themen nicht zum eigenen Alltag gehören. Ich denke da z.B. an Satellitenaufklärungssysteme, medizinische Software zur Augenmessung oder die Dokumentation von Feuerungssystemen für Marine und Industrieanlagen. Bei solchen Projekten taucht man in völlig unbekannte Welten ein und lernt ständig Neues dazu. Auf der anderen Seite sind aber auch Projekte spannend, die das eigene Privatleben tangieren. So dokumentiere ich beispielsweise seit Kurzem sowohl Software als auch Anlagen aus dem Bereich Bühnentechnik. Wenn ich jetzt ins Theater gehe, sehe ich die Bühne mit ganz anderen Augen – also, ich schaue nicht nur auf die Schauspieler sondern auch auf all das, was sich über, unter und hinter ihren Köpfen und Füßen befindet.

Kurzum – eigentlich ist jeder Auftrag für uns „besonders“, und deshalb mögen wir unseren Beruf auch so. Es wird nie langweilig …

Wie hat sich die Arbeitsweise von klipp und klar im Laufe der 25 Jahre verändert?

Na ja – damals hielt ich das Fax-Gerät noch für die genialste Erfindung der Welt … Es ist einfach alles viel schneller geworden. In den ersten Jahren mussten wir die Korrekturexemplare zum Beispiel noch ausdrucken und mit der Post zu den Kunden schicken. Heutzutage läuft alles per E-Mail, Datei-Upload oder Video-Konferenz. Das ist natürlich wahnsinnig praktisch geworden und spart enorm viel Zeit und Kosten. Ansonsten können wir heutzutage natürlich wesentlich leichter remote für unsere Kunden arbeiten und auf diese Weise die Kosten für Übernachtungen und Reisen so gering wie möglich halten. Remote-Arbeit war ja damals nur möglich, wenn ein Kunde uns seine Software zur Installation auf meinem Arbeitsplatzrechner überlassen oder uns eine Standleitung für den Zugriff auf die Software eingerichtet hat.

Ja, das sind die „Randbedingungen“, von denen du da sprichst. Die eigentliche Arbeitsweise hat sich aber meiner Meinung nach gar nicht verändert, da die inhaltlichen Anforderungen an die Erstellung einer Dokumentation sich nicht gewandelt haben. Das Funktionsdesign von Herrn Schäflein-Armbruster, das ich schon 1993 kennengelernt habe, ist immer noch aktuell und wird auch heute noch den angehenden Technischen Redakteuren als wichtiges Werkzeug zum Formulieren von Handlungsanweisungen nahegelegt. Das Handwerkszeug des Technischen Schreibens ist geblieben. Mit Sicherheit kommen heute Tools zum Einsatz, die es vor 25 Jahren noch nicht gab. Und natürlich haben sich die Anforderungen der Anwender gewandelt. Heutzutage muss eine Online-Hilfe HTML-basiert sein und sowohl auf einem 27-Zoll-Bildschirm als auch auf mobilen Endgeräten wie Handy oder Tablet funktionieren.

Wie haben sich der Bedarf und Ihr Angebot an Dienstleistungen verändert?

Ach, eigentlich finde ich nicht, dass sich unser Dienstleistungsangebot sehr verändert hat. Wir bieten heute noch dieselben Dienstleistungen an wie damals.

Ja, das sehe ich auch so. Bei Software-Dokumentationen speziell ist natürlich der Bedarf an gedruckten Büchern zurückgegangen. Durch die zunehmende Globalisierung ist der Bedarf an fremdsprachlichen Dokumentationen deutlich gestiegen. So erstellen wir viele Dokumentationen heute ausschließlich auf Englisch.

Wie hat klipp und klar Ihr Leben persönlich beeinflusst?

Da ich jetzt schon seit mehr als 25 Jahren selbstständig bin, macht es mir auch im persönlichen Umfeld nichts mehr aus, Verantwortung zu übernehmen. Das kenne ich ja zur Genüge von klipp und klar. Und dadurch, dass ich bei klipp und klar jederzeit flexibel sein muss, was die Kundenwünsche angeht, fällt es mir auch privat sehr leicht, flexibel zu sein. Ich weiß, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Manchmal muss man sich halt nur ein bisschen mehr anstrengen als sonst.

Es ist klar, dass die Selbstständigkeit als solches sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt und eng mit dem Privaten verzahnt ist. So ist frau selbst und ständig im Einsatz, im Urlaub schalten wir nicht einfach mal für zwei Wochen das Handy aus oder schließen das Büro ab. Und – man ist jeden Tag wieder aufs Neue gefordert und darf sich vor Veränderungen nicht verschließen. Wichtig ist, dass die Neugier etwas Neues auszuprobieren nicht verloren gehen darf.

Was sollten potentielle Kunden über klipp und klar wissen?

Wir haben Spaß an unserer Arbeit, erledigen die Dinge gerne unkompliziert und sind immer neugierig auf neue Herausforderungen. (lacht)

Genau. Und dass wir unseren Kunden auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie als professioneller Dienstleister unterstützen! (lacht auch)